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Hintergrund
Verpackung
Es gibt unzählige Materialen und Materialkombinationen, die im Lebensmittelbereich eingesetzt werden. Hier erhälst du einen Überblick über die wesentlichen Eigenschaften der Materialien.
Verpackungen erfüllen heute zahlreiche Aufgaben. Verpackungen spielen für den Qualitätserhalt, die Sicherheit und somit die Haltbarkeit von Lebensmittel eine wichtige Rolle. Darüber hinaus erfüllen sie zahlreiche weitere Funktionen. Sie dienen als mechanischer Produktschutz, als Informations-, Kommunikations- und Werbeinstrument und sie können das Handling für den Verbraucher erleichtern. Im Folgenden sollen die verschiedenen Funktionen von Lebensmittelverpackungen erläutert werden.
Produktschutz: Die wichtigste Funktion einer Lebensmittelverpackung besteht darin, das Produkt vor Einflüssen zu schützen, um so die Qualität zu bewahren, hygienische Standards aufrecht zu erhalten und somit die angestrebte Haltbarkeitszeit zu erfüllen und Ausschüsse in der Lebensmittelkette zu vermeiden. Einflüsse können physikalischen, chemischen oder mikrobiologischen Ursprungs sein oder durch Schädlinge hervorgerufen werden. Physikalische Einflüsse umfassen eine Vielzahl an Parametern wie z.B. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Druck, Licht oder Vibrationen bei Lade- und Transportvorgängen, die zu einer negativen Beeinflussung des Produktes führen können. Bei chemischen Einflüssen kann es sich um Allergene, Rückstände oder Kontaminanten handeln, welche durch die Verpackung vom Produkt ferngehalten werden können. Mikrobiologische Gefahren gehen vorwiegend von Bakterien oder Schimmelpilzsporen, aber auch von Hefen aus. Schädlinge, besonders Hygieneschädlinge wie Ratten oder Schaben, können durch den Kontakt mit dem Lebensmittel Krankheiten übertragen und das Lebensmittel für den Konsumenten nicht mehr sicher machen. Aufgrund dieser Einflüsse ist ein ausreichender Produktschutz essenziell.
Informations-, Kommunikations- und Werbeinstrument: Eine wichtige Aufgabe von Verpackungen ist die Kommunikation innerhalb der Lieferkette (Business 2 Business) und mit dem Endverbraucher. Verpackung sollen das Interesse des Verbrauchers wecken und somit die Kaufentscheidung beeinflussen. Zudem dient die Verpackung als Informationsquelle für Pflichtangaben, wie z. B. dem Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum, Füllmengen, Herstellerangaben oder Loskennzeichnungen zur Rückverfolgbarkeit. Weitere freiwillige Angaben auf der Verpackung, wie qualitätsbezogene Angaben in Form von Produktlabeln oder Informationen über die Produktionsbedingungen, die Lagerung, die Verwendung, die Entsorgung sowie Nachhaltigkeitsaspekten, dienen zur Aufklärung des Verbrauchers, sollen ebenfalls zum Kauf anregen und können zur Vermeidung von Ausschüssen beitragen.Produkthandling: Heutige Verbraucher haben einen hohen Anspruch an den Komfort von Lebensmittel bzw. deren Verpackungen. Das Handling bzw. die Vereinfachung von Prozessen im Haushalt spielen dabei eine wichtige Rolle. Insbesondere Funktionen, wie Aufreißhilfen, Portionierbarkeit, Wiederverschließbarkeit, Gewicht und Dosierfunktionen sind für viele Verbraucher von großer Bedeutung.Für die Lebensmittelproduzenten, den Logistiker und den Handel sind je nach Akteur weitere Kriterien von großer Bedeutung. Dazu gehören u.a. Maschinenfähigkeit beim Verpacken, Werkstoffeigenschaften, Material und -herkunft, Prozessfähigkeit, Normgerechtigkeit, Logistikfähigkeit, Regalbeanspruchung, SB-Fähigkeit sowie der Preis.
Ineffiziente Verpackungen können die Produktqualität beeinträchtigen, was dazu führen kann, dass das gesamte Produkt (Lebensmittel und Verpackung) zurückgewiesen wird. Dies führt zu einer Verschwendung von Energie und Ressourcen, die sowohl mit dem Lebensmittel als auch mit seiner Verpackung verbunden sind. Effiziente und geeignete Verpackungen hingegen können die Lebensmittelqualität und -sicherheit über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten und so die Lebensmittelverschwendung verringern und die Akzeptanz des Produkts beim Verbraucher erhöhen.
Tertiärverpackungen: Lebensmittelverpackungen können in drei Kategorien eingeteilt werden: Primär-, Sekundär- und Tertiärverpackungen. Die Primärverpackung ist die erste Verpackungsschicht, die direkt mit dem Lebensmittel in Berührung kommt. Ihre Hauptfunktion besteht darin, das Lebensmittel vor Verunreinigungen zu schützen und die Lebensmittelqualität und -sicherheit zu erhalten.
Die Sekundärverpackung fasst mehrere Primärverpackungen zu einer größeren Einheit zusammen. Ihre Hauptfunktionen bestehen darin, die Handhabung, den Schutz und die Vermarktung oder die Lagerung und den Transport zu erleichtern. Beispiel für Sekundärverpackungen sind eine Pappschachtel mit mehreren Beuteln Chips oder ein Karton mit mehreren Joghurts.
Die Tertiärverpackung ist die äußerste Schicht, die für die Handhabung, die Lagerung und den Transport von Massengütern verwendet wird, und umfasst Elemente wie Paletten, Stretchfolie und große Wellpappkartons. Sie bietet strukturelle Integrität und Schutz während des Transports über lange Strecken und ist so konzipiert, dass sie die Handhabung durch Maschinen wie Gabelstapler erleichtert.
Effiziente Verpackungen auf allen Ebenen sind für die Aufrechterhaltung der Lebensmittelqualität und -sicherheit sowie für die Minimierung der Umweltauswirkungen von entscheidender Bedeutung. Das Verpackungsmaterial sowie dessen Werkstoffeigenschaften spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Produktqualität, da jedes Material seine eigenen einzigartigen Eigenschaften besitzt, die zum Schutz der Lebensmittel beitragen. Relevante Parameter für die Auswahl des Materials sind dabei u.a. die Beständigkeit gegen Chemikalien und Umwelteinflüsse, die Barriereeigenschaften, die Wasseraufnahmefähigkeit, die Klebbarkeit und Siegelfähigkeit, Migrationseigenschaften, verwendete Additive, die Zug- und Reißfestigkeit, die Dichte, die thermoplastischen Eigenschaften sowie die Verarbeitbarkeit. Darüber hinaus spielen bei der Auswahl Nachhaltigkeitsaspekte, wie die Rohstoffauswahl sowie -herkunft, die Recyclingfähigkeit, die biologische Abbaubarkeit und das Gewicht bei der Auswahl eine entscheidende Rolle.
Die Materialien für Lebensmittelverpackungen reichen von fossilbasierten und biobasierten Kunststoffen, PPK Verpackungen (Papier, Pappe, Karton) aus nachwachsenden Rohstoffen, und Glas bis hin zu Metall und mehrschichtigen Verpackungen, die jeweils spezifische Eigenschaften aufweisen.
Die Vielfalt der Verpackungen nimmt kontinuierlich zu, da sich sehr viele innovative Verpackungsmaterialien in der Entwicklung befinden und zum anderen das Thema Nachhaltigkeit von Verpackungen immer wichtiger wird. Dabei gilt es zu beachten, dass sich die Nachhaltigkeit nicht nur auf das Verpackungsmaterial beziehen sollte, sondern immer auch die Auswirkungen der Verpackung auf die Produktqualität und die Haltbarkeit berücksichtigt werden sollten, sowie die Lieferkette in der das Material verwendet wird. Kurzkettige Lieferketten, wie die Direktvermarktung, können häufig andere Materialien einsetzten als lange internationale Lieferketten, da die Haltbarkeit je nach Produkt eine andere Bedeutung zukommt.
Logistik
Lieferketten können heutzutage hoch komplex sein. Hier erklären wir Dir die grundlegenden Dinge der Logistik.
Logistik ist ein zentraler Bestandteil der modernen Wirtschaft und umfasst die Planung, Steuerung, Durchführung und Kontrolle von Güterflüssen. Ziel der Logistik ist es u.a., die richtigen Güter zur richtigen Zeit in der richtigen Menge an den richtigen Ort zu bringen, um einerseits Kundenanforderungen effizient und kostengünstig zu erfüllen und andererseits als Motor der Wirtschaft den „ökonomischen Betrieb“ zu ermöglichen und aufrecht zu erhalten. Dabei werden bis heute Treibhausgase emittiert, weil derzeit alle Transporte, egal ob Flugzeug, Schiff, LKW oder Zug oftmals noch immer fossile Energie und keine erneuerbare Energie in Bewegungsenergie umwandeln.
Im Jahr 2021 betrugen die gesamten Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors in Deutschland etwa 146 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Der überwiegende Teil entfiel auf den Straßenverkehr. Der Güterverkehr insgesamt, also Transporte über die Straße, Schiene, Wasser und durch die Luft, verursacht jährlich etwa 30-35% der gesamten Emissionen im Verkehrssektor, was grob geschätzt 40-50 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente entspricht.
Die Supply Chain, auch Lieferkette genannt, bezeichnet ein Netzwerk aus Organisationen, Menschen, Technologien, Aktivitäten, Informationen und Ressourcen, die an der Herstellung und Lieferung eines Produkts von den Rohstoffen bis zum Endverbraucher beteiligt sind. Die Lebensmittel Supply Chain umfasst dabei alle Prozesse, die zur Produktion, Verarbeitung, Lagerung, Transport und Verteilung von Lebensmitteln erforderlich sind. Sie beginnt bei der landwirtschaftlichen Produktion und erstreckt sich über die Verarbeitung und Veredelung bis hin zur Distribution an Einzelhändler und schließlich bis zum Endverbraucher. Moderne Logistikstrukturen sollten dabei auch die Rückführung der Transportmittel und Behälter sowie die Entsorgungs- oder Recyclingstrukturen von Verpackungen oder verdorbenen Lebensmitteln berücksichtigen.
Eine effiziente Lebensmittel Supply Chain ist essenziell, um die Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln zu gewährleisten, die Kosten niedrig zu halten und Lebensmittelausschüsse zu reduzieren. Verpackungsmaterialien, deren Werkstoffeigenschaften, die Logistikfähigkeit (Standardisierung in Bezug auf Stapelbarkeit, Gewicht, etc) die Informationsweitergabe sowie der Produktschutz spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Aber auch Technologien wie Temperaturüberwachungssysteme, Rückverfolgbarkeitstools und automatisierte Lagerhaltungssysteme sind entscheidend, um die Effizienz zu steigern und Verluste zu minimieren. Eine transparente und gut koordinierte Lebensmittel Supply Chain ist entscheidend, um Verbraucherbedürfnisse zu erfüllen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten sowie Lebensmittelausschüsse und somit z.B. CO2-Emissionen zu verringern.
Eine Besonderheit ist die Cold Supply Chain, auch Kühlkette oder temperaturgeführte Lieferkette genannt. Sie ist ein spezialisiertes Segment der Supply Chain, das sich auf die Lagerung, den Transport und den Umschlag temperaturempfindlicher Produkte konzentriert. Dazu gehören Lebensmittel, Pharmazeutika, chemische Erzeugnisse und andere Produkte, die bei bestimmten Temperaturen gelagert und transportiert werden müssen, um ihre Qualität und Sicherheit zu gewährleisten. Um eine Kühlkette aufrecht zu halten, wird oftmals sehr viel Energie benötigt, was im Wiederspruch zu nachhaltigen Supply Chains steht. Würde man die Temperaturen während des Transportes so erhöhen, dass trotzdem die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden, würde weniger Energie benötigt werden. Die Folge wären jedoch verkürzte Haltbarkeitszeiten und Verkaufsfenster sowie eine Erhöhung der Ausschüsse.
In der Cold Supply Chain gilt es, zwei Transportarten zu unterscheiden. Ein aktiver- und ein passiver Transport. Beim aktiven Transport ist ein Kühlaggregat vorhanden, was aktiv die Ware kühlt und für eine Aufrechterhaltung der vorgeschriebenen Lagertemperaturen sorgt. Die Verpackung bei aktivem Transport muss in der Regel weniger stark isolieren, da die Temperatur durch die Technik konstant gehalten wird.
Je nach verwendetem Verpackungsmaterial oder Design der Verpackung bietet diese aber trotzdem einen zusätzlichen Schutz bei Temperaturschwankungen, die beispielsweise durch Türöffnungen, langanhaltende Sonneneinstrahlung auf einer Seite des Transportmittels oder durch falsche Beladungen verursacht werden.
Der passive Transport, der für kürzere Transportwege oder dort wo es keine aktiven Transporte gibt, eingesetzt wird, ermöglicht keine aktive Temperaturregelung. Er kommt zum Einsatz, wenn die Flexibilität von kleineren, unabhängigen Transportbehältern erforderlich ist, z. B. für die Zustellung an Endkunden. Die Verpackung im passiven Transport ist dabei entscheidend und oft mit höherem Materialeinsatz verbunden, da sie die Temperatur über längere Zeiträume konstant halten muss, was je nach Material entsprechende Emissionen bei der Herstellung zur Folge hat. Hochwertige Isoliermaterialien werden verwendet, um den Temperaturverlust zu minimieren. Weiterhin werden oft zusätzliche Kältespeicher/-medien eingesetzt, um die Temperaturen während des Transports bei bestimmten Umgebungstemperaturen aufrechtzuhalten.
Man sieht, dass die Ausgestaltung von Supply Chains, insbesondere von Cold Supply Chains für Lebensmittel, von entscheidender Bedeutung ist. Verpackung und die Wahl der Verpackung für das jeweilige Produkt, die jeweilige Lieferkette inklusive der Art des Transportmittels, spielen dabei eine sehr wichtige Rolle.
Food Waste
Ein viel zu großer Teil unserer Lebensmittel wandert in den Müll. Erfahre hier, wie Verpackungen dabei helfen können, Food Waste zu vermeiden.
Der Begriff "Lebensmittelverluste und -verschwendung" bezieht sich auf jede Verringerung, der für den menschlichen Verzehr verfügbaren essbaren Lebensmittel, in der gesamten Lieferkette. In der Literatur wird vielfach differenziert zwischen dem Begriff „Lebensmittelverlust“ (Food Loss) und „Lebensmittelverschwendung“ (Food Waste). Der Begriff „Lebensmittelverlust“ bezieht sich auf das Verwerfen von Lebensmitteln in den frühen Stadien der Lebensmittelkette, wie bei der Ernte, der Lagerung und dem Transport. Verluste entstehen meist durch externe Faktoren, wie schlechte Witterungsbedingungen, Schädlinge oder den Ausschuss von Lebensmitteln, die ästhetisch nicht den Standards entsprechen. Solche Verluste sind oft schwer zu vermeiden, insbesondere in Ländern mit weniger entwickelter Infrastruktur. „Lebensmittelverschwendung“ bezieht sich auf vermeidbare Abfälle in den späteren Stufen der Lieferkette – hauptsächlich auf Handels- und Verbraucherebene sowie die Außerhausverpflegung. Lebensmittel werden beispielsweise verschwendet, wenn sie in Supermärkten oder zu Hause ablaufen und entsorgt werden, obwohl sie noch genießbar wären oder auch durch vorzeitigen Verderb aufgrund falscher oder defekter Verpackungen.
Durch das Verwerfen von Lebensmitteln gehen nicht nur die Lebensmittel selbst verloren, sondern auch eine beträchtliche Menge an wichtigen Ressourcen, wie Energie, Wasser und Land entlang der gesamten Lieferkette. Dies beinhaltet eingesetzte Ressourcen für die Zucht und Aufzucht von Tieren, den Anbau von Nutzpflanzen und die Beschaffung von Rohstoffen für die Verarbeitung, die Verpackung, den Transport und die Lagerung.
Lebensmittelverschwendung ist ein globales Problem mit weitreichenden Folgen. Nach Schätzungen der FAO könnten die Lebensmittel, die weltweit verloren gehen und verschwendet werden, jedes Jahr 1,26 Milliarden Menschen ernähren (FAO, 2019). Dem Bericht zufolge gehen weltweit rund 14 Prozent der Lebensmittel nach der Ernte und vor dem Einkauf verloren, während der Food Waste Index Report des UNEP zeigt, dass weitere 17 Prozent unserer Lebensmittel im Einzelhandel und von den Verbrauchern, insbesondere in den Haushalten, verschwendet werden. In der EU fallen jährlich insgesamt 58,4 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an (131 kg/Person/Jahr) (ESTAT, 2023). In Deutschland meldete das Statistische Bundesamt im Juni 2022 10,9 Millionen Tonnen Lebensmittelverluste und -abfälle für das Jahr 2020 an die EU-Kommission (78 kg/Person/Jahr) bezogen auf die gesamte Lieferkette. Der größte Teil der Lebensmittelabfälle, nämlich 59 % (6,5 Mio. Tonnen), fällt in privaten Haushalten an, wobei Obst und Gemüse mit 35 % den größten Anteil an diesen Abfällen ausmachen.
Diese immense Abfallmengen verbrauchen nicht nur lebenswichtige Ressourcen wie Wasser, Energie und Arbeitskräfte, sondern sind auch für 8-10 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dies trägt zu klimatischer Instabilität und extremen Wetterereignissen wie Dürren und Überschwemmungen bei, die sich negativ auf die Ernteerträge auswirken, die die Nährstoffqualität der Ernten beeinträchtigen und die Lieferketten unterbrechen können (FAO).
Die Gründe für Lebensmittelverschwendung sind vielfältig. Beim Verwerfen von Frischprodukten spielt der vorzeitige Verderb, die Haltbarkeit und das Mindesthaltbarkeitsdatum, was wiederum maßgeblich von der Verpackung beeinflusst wird, eine wichtige Rolle. So ist ein abgelaufenes MHD nach dem WRAP Report (2008) Ursache für 34,9% der durch den Verbraucher entsorgten Produkte. Das Verwerfen der Ware aufgrund des vorzeitigen Verderbs und des abgelaufenen MHDs sowie wichtige Einflussfaktoren und die Rolle der Verpackung werden im Folgenden am Beispiel von Frischprodukten kurz erläutert (Kreyenschmidt et al., 2013):
- Vorzeitiger Verderb (vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums): Lebensmittel werden sowohl im Einzelhandel als auch von den Verbrauchern aufgrund von vorzeitigem Verderb weggeworfen. Haupteinflussfaktoren auf den Verderb sind die hygienischen Bedingungen u.a. während der Schlachtung, Verarbeitung und Lagerung, die Temperaturhistorie des Produktes und die Gasatmosphäre in der Verpackung sowie das Verpackungsmaterial an sich. Eine optimale Verpackung mit der richtigen Art und Menge an Verpackungsmaterial kann die Lebensmittel schützen und zur Erhaltung der Qualität und Verlängerung der Haltbarkeit beitragen. Dabei sollte das Verpackungsmaterial nicht nur auf das Produkt angepasst sein, sondern auch auf die Länge der Lieferkette. Sprich in kurzkettigen Supply Chains kann häufig auf schwer recyclebare Verbundfolien verzichtet werden, weil ein kürzeres MHD benötigt wird. Während in langen internationalen Lieferketten längere Haltbarkeitszeiten von großer Bedeutung sind, um Ausschüsse zu reduzieren. Aber auch die Einführung von aktiven Verpackungen, die zur Verlängerung der Haltbarkeit eines Lebensmittels beitragen können, einen wichtigen Beitrag liefern, um Ausschüsse in Frischproduktketten zu verringern.
- Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums: Ein weiterer Grund für das Wegwerfen von Lebensmitteln ist der Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, ohne dass die Ware verkauft wird oder verzehrt wird. Unter optimalen Prozess- und Umweltbedingungen sind viele Produkte noch lange nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums von so guter Qualität, dass sie ohne Probleme verzehrt oder verkauft werden können. Das Mindesthaltbarkeitsdatum wird derzeit aufgrund von Erfahrungswerten und stichprobenartig durchgeführten Lagertests bestimmt. Daher ist das Mindesthaltbarkeitsdatum in vielen Fällen nicht aussagekräftig. Einflussfaktoren auf das Verwerfen sind in der Lieferkette die Produktions-, Bedarfs- und Absatzplanung und die Umwelt- und Prozessbedingungen. Weiterhin mangelt es in der gesamten Lieferkette bis zum Verbraucher an kostengünstigen Analysemethoden, die Auskunft über den tatsächlichen Zustand und die Sicherheit der Ware geben. Derartige Prüfmethoden würden es den Akteuren und dem Verbraucher ermöglichen zu entscheiden, ob die Ware auch nach Ablauf des MHDs verkauft bzw. verzehrt werden kann. Eine einfache Möglichkeit, um Auskunft über den Frischezustand und die Temperaturhistorie des Produktes zu erhalten, ist die Nutzung von intelligenten Verpackungen. Sie erlauben eine produktbegleitende Kontrolle des Produktes, was es ermöglicht direkt zu entscheiden, ob Produkte noch verzehrfähig sind bzw. wie lange die Resthaltbarkeit eines Produktes ist. Durch derartige Monitoring-Strategien wäre auch der Verbraucher in der Lage zu erkennen, ob ein Produkt nach Ende des MHDs noch genusstauglich ist. Weitere wichtige Einflussfaktoren sind neben dem oftmals fehlenden Lebensmittel-Know-How, die Wertschätzung von Lebensmittel und dem Einkaufsverhalten, die Verpackungsgröße. Aufgrund zu großer Verpackungen werfen die Verbraucher oft die in der Verpackung verbliebenen Reste weg. Größere Packungen sind auch preisgünstiger als kleinere Einheiten, was viele Verbraucher dazu veranlasst, eher in großen Mengen zu kaufen, auch wenn das bedeutet, dass sie den Überschuss wegwerfen müssen.
- FAO. 2019. The State of Food and Agriculture 2019. Moving forward on food loss and waste reduction. Rome. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO. t
- Kreyenschmidt, J.; Albrecht, A.; Braun, C.; Herbert, U.; Mack, M.; Rossaint, S.; Ritter, G.; Teitscheid, P. & Y. Ilg (2013): Food Waste in der Fleisch verarbeitenden Kette. Fleischwirtschaft, 10, 57–63.
- Food Waste Index Report 2024. Think Eat Save: Tracking Progress to Halve Global Food Waste https://wedocs.unep.org/20.500.11822/45230
- https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/studie-lebensmittelabfaelle-deutschland.html
- Korte, I., Kreyenschmidt, J., Wensing, J., Bröring, S., Frase, J. N., Pude, R., ... & Schulze, M. (2021). Can sustainable packaging help to reduce food waste? A status quo focusing plant-derived polymers and additives. Applied Sciences, 11(11), 5307.
- National Strategy for Food Waste Reduction ,BMEL https://www.bmel.de/EN/topics/food-and-nutrition/food-waste/national-strategy-for-food-waste-reduction.html
- Recommendations for Action in Food waste prevention (2019) https://food.ec.europa.eu/document/download/7143f94e-600f-4df5-acef-5b332e7e44ec_en?filename=fs_eu-actions_action_platform_key-rcmnd_en.pdf
- Sustainable development goals SDG 12.3 https://www.un.org/sustainabledevelopment/sustainable-consumption-production/
Es gibt zahlreiche weitere Gründe, warum Lebensmittel verworfen werden. Fakt ist, dass die Verpackung besonders in Bezug auf die Länge der Haltbarkeitszeit und den Produktschutz eine zentrale Rolle spielt. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, die Menge des Verpackungsmaterials zu reduzieren, um wertvolle Ressourcen zu sparen.
Die Wahl der richtigen Verpackung stellt somit viele Akteure vor eine große Herausforderung.
Genau hier setzt das Projekt PackAN an. Es berücksichtigt sowohl die Lebensmittelabfälle in der Lieferkette als auch die Lebensmittelabfälle, die durch Verpackungen vermieden werden, um einen Beitrag zu einer nachhaltigen Supply Chain zu liefern. PackAn ermöglicht es den Unternehmen, ihr Verpackungsmaterial auf der Online-Plattform zu bewerten und dadurch ihre Verpackungen für das jeweilige Produkt und die jeweilige Supply Chain zu optimieren und dadurch Lebensmittelausschüsse zu reduzieren.
Auch liefert das Projekt einen wichtigen Beitrag für den Konsumenten, um die Rolle der Verpackungen in Bezug auf nachhaltige Supply Chains inklusive der Reduzierung von Ausschüssen zu verstehen.
Quelle und weiterführende Literatur:
Gesetze
In Deutschland gelten eine Vielzahl von Gesetzen und Richtlinien im Lebensmittel- und Verpackungsbereich. Hier bekommst Du eine Übersicht über die wesentlichen rechtlichen Rahmenbedingungen.
Im Bereich der Lebensmittel und der Lebensmittelverpackungen gelten in der EU eine Vielzahl an Rechtsvorschriften, die es zu beachten gilt. Von hoher Bedeutung sind Verordnungen und Richtlinien. Bei Verordnungen handelt es sich um verbindliche Rechtsakte, die in vollem Umfang umgesetzt werden müssen. Richtlinien hingegen formulieren Ziele, die Art und Wiese der Umsetzung wird von jedem Land durch eigene Rechtsakte festgelegt.
Im Folgenden werden die wichtigsten Verordnungen, Richtlinien und nationalen Gesetze, welche Anforderungen an (Lebensmittel-)Verpackungen festlegen, kurz vorgestellt.
EU VO (EG) 1935/2004 über Materialien und Gegenstände, die dazu bestimmt sind mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen: In dieser Rahmenverordnung werden allgemeine Anforderungen an Materialen gestellt, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen oder dieses erwartet werden kann. Die Anforderungen bestehen zunächst darin, dass das verwendete Material die Gesundheit des Verbrauchers nicht gefährden darf. Dies gilt auch für jegliche Art von Verpackungsmaterialien. Von Bedeutung sind insbesondere die Artikel zu Konformitätserklärungen, Rückverfolgbarkeit und der Kennzeichnung. Artikel 15 regelt z.B., dass alle Lebensmittelkontaktmaterialen mit der Angabe „Für Lebensmittelkontakt“ mit dem in Anhang II angefügten Symbol gekennzeichnet werden müssen.
In Anhang I der Rahmenverordnung sind zudem Gruppen von Materialen aufgeführt, zu denen Einzelmaßnahmen erlassen werden können.
Link zur VO: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX%3A32004R1935&qid=1699001545535
EU VO (EG) 10/2011 über Materialen und Gegenstände aus Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen: Die Einzelmaßnahme zu Lebensmittelkontaktmaterialien aus Kunststoffen bezieht sich hinsichtlich der allgemeinen Anforderungen auf die Rahmenverordnung VO (EG) 1935/2004 beinhaltet jedoch auch weitaus tiefgehendere Informationen z.B. bezüglich der zugelassenen Ausgangsprodukte aus denen Lebensmittelkontaktmaterialen aus Kunststoff hergestellt werden. Auch Gesamtmigrationswerte sowie die entsprechenden Tests zur Migrationsprüfung werden hier geregelt.
Link zur VO: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX%3A32011R0010&qid=1699002544875
EU VO (EU) 2022/1616 über Materialien und Gegenstände aus recyceltem Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen: In dieser Einzelverordnung im Sinne der Rahmenverordnung werden sowohl Anforderungen an die Materialien aus recyceltem Kunststoff als auch an die Recyclingmethoden gestellt. In Anhang I der Verordnung sind alle Recyclingmethoden aufgeführt, welche eine Zulassung benötigen.
Link zur VO: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:32022R1616Richtlinie 2008/98/EG über Abfälle: Diese Abfallrahmenrichtlinie zählt zu den zentralen Richtlinien der Abfallwirtschaft. In ihr wird der Umgang mit Abfällen festgelegt mit dem Ziel die Umwelt, menschliche Gesundheit und Ressourcen zu schützen. Ein wesentlicher Punkt stellt die Definition der Abfallhierarchie dar, laut derer das oberste Ziel die Abfallvermeidung sein sollte.
Eine weitere Vorgabe sind Anforderungen an die Abfallvermeidung, indem die Richtlinie konkrete Recyclingquoten für Siedlungsabfälle und Bau und Abbruchabfälle. Da es sich hierbei um eine Richtlinie handelt, muss sie in nationales Recht umgewandelt werden, was in Deutschland 2012 durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) geschah.
Link zum Gesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/krwg/
Verpackungsgesetz (VerpG) Das Verpackungsgesetz, das am 1. Januar 2019 in Kraft trat, soll dazu beitragen, die Abfallwirtschaft nachhaltiger zu gestalten und Ressourcen zu schonen. Ziel des Gesetzes ist es, die Vermeidung von Verpackungsabfällen zu fördern und die Recyclingquoten zu erhöhen. Es verpflichtet Hersteller und Vertreiber von Verpackungen, sich an einem dualen System zu beteiligen und beim zu registrieren (Registrierung Verpackungsregister für Erstinverkehrbringer https://www.verpackungsregister.org/), um die ordnungsgemäße Entsorgung und das Recycling ihrer Produkte sicherzustellen. Durch die Einführung von klaren Regelungen und Pflichten soll nicht nur der ökologische Fußabdruck verringert, sondern auch ein Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen geschaffen werden. Das Verpackungsgesetz ist somit ein zentraler Bestandteil der deutschen Umweltpolitik und trägt zur Erreichung der nationalen und europäischen Klimaziele bei.
Link zum Gesetz: https://www.gesetze-im-internet.de/verpackg/
Es gibt weitere Rechtsvorschriften, die nicht alle im Einzelnen hier aufgelistet werden.
Für Zulassungsverfahren und Registrierungen sind je nach Fall die folgenden weiteren Verordungen zu beachten:
- VO (EG) Nr. 450/2009 über aktive und intelligente Materialien und Gegenstände, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen
- VO (EU) Nr. 528/2012 über die Bereitstellung auf dem Markt und die Verwendung von Biozidprodukten (Biozid VO)
- VO (EG) Nr. 1907/2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH), zur Schaffung einer Europäischen Chemikalienagentur